Auch in und um Hagen hat die Flut im Juli 2021 für Überschwemmungen und über die Ufer getretene Flüsse gesorgt – unter anderem war die Volme betroffen. Durch das Hochwasser der Volme ist die Volmetalbahn auf dem ca. 25 Kilometer langen Streckenabschnitt von Hagen über Rummenohl bis Lüdenscheid-Brügge stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Seit Ende 2021 fahren zwischen Hagen und Rummenohl wieder Züge. Den Abschnitt von Rummenohl bis Brügge hatte es stärker getroffen: Hier baut die DB massive Stützwände, um den Bahndamm zu stabilisieren. Spätestens bis zum „kleinen“ Fahrplanwechsel im Juni 2023 sollen die Stützwände fertig sein. Auf dem Abschnitt weiter bis nach Lüdenscheid, im Einfahrbereich von Brügge, wurde außerdem eine Brücke so stark beschädigt, dass sie gänzlich neugebaut werden muss – zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 soll die neue Brücke in Betrieb genommen werden.
Zwei gravierende Böschungsrutsche unterhalb der Bahnstrecke zwischen Rummenohl und Brügge haben schwere Schäden an der Infrastruktur verursacht und halten die Expert:innen der DB auf Trab: Ein Böschungsrutsch fand zwischen den Stationen Dahlerbrück und Schalksmühle statt, ein anderer ca. 1,5 Kilometer weiter in Höhe der Station Schalksmühle. Diese haben dazu geführt, dass große Teile des Gleisunterbaus weggespült worden sind. Die Stabilität des Bahndamms ist somit nicht mehr gegeben – die Strecke kann nicht befahren werden.
Um den Bahndamm zu stabilisieren und auch für zukünftige Hochwasserereignisse besser zu schützen, baut die DB in diesen Teilbereichen massive Stützwandkonstruktionen auf mehreren 100 Metern Länge. Zusätzlich wird der Böschungsfuß mit Wasserbausteinen befestigt werden. Die schwer zugänglichen Schadensstellen direkt im Flussbett der Volme stellen die Bauteams dabei vor zusätzliche Herausforderungen. Auch die Baustellenlogistik gestaltet sich dadurch als sehr anspruchsvoll. Im August 2022 haben die Wiederaufbauarbeiten hier begonnen – eine der beiden Stützwände, in Höhe des Haltepunkts Schalksmühle, haben die Bauteams bereits fertiggestellt.
Fertige Stützwand bei Schalksmühle
Zwischen den Stationen Dahlerbrück und Schalksmühle mussten die Bauarbeiten für die zweite Stützwand leider Ende September 2022 unterbrochen werden. Ergänzt durch die unerwartet stark konzentrierten Niederschläge im September hatten vor allem das drückende Grund- und Hangwasser zu größeren Wassermassen in der Baugrube geführt. Diese großen Wassermassen konnten nicht mehr von der Wasserhaltung, die die Baugrube trockenlegen sollte, reguliert werden. Grund- und Hangwasser führten dazu, dass das Wasser kontinuierlich seitlich und von unten in die Baugrube eingedrungen ist. Dadurch stand das Wasser in der Baugrube zu hoch, um die noch erforderlichen Gründungsarbeiten darin weiterzuführen.
Um die Baugrube trocken zu legen und Betonarbeiten durchführen zu können, müssen die Baufachleute einen großen Spundwandkasten bauen. Dafür müssen rund 260 Bohrungen durchgeführt und anschließend die Spundwände in den Boden getrieben werden. Spätestens zum „kleinen“ Fahrplanwechsel im Juni will die DB diesen Dammbereich neu gebaut haben und für den Zugverkehr frei geben.
Bauarbeiten für den Spundwandkasten
Im Vorfeld dieser Bauarbeiten haben die Expert:innen umfangreiche Vermessungsarbeiten, Baugrunduntersuchungen sowie Rodungen auf dem Abschnitt durchgeführt. Auch einige kleinere Instandsetzungsarbeiten konnten die Bauteams auf dieser Strecke bereits erledigen, wie z. B. an der Leit- und Sicherungstechnik – diese dient der Steuerung von Signalen und Weichen – und Oberbauarbeiten.
Auch im Bereich des Bahnhofs Rummenohl hat die DB Schäden an einer Böschung festgestellt und hat diese deshalb saniert. Die Arbeiten für eine neue Stützkonstruktion oberhalb der Gleise, die planmäßig im Frühjahr 2022 begonnen hatten, wurden im Herbst abgeschlossen. Ein sicherer Bahnbetrieb von Hagen Hauptbahnhof bis Rummenohl ist aber bereits seit Dezember 2021 möglich, da das befahrene Gleis geräumt wurde und von dem Bahndamm keine unmittelbare Gefahr mehr ausgegangen ist. Auf diesem Abschnitt haben die Bauteams umfangreiche Hangsicherungs- und Böschungsarbeiten durchgeführt, den Oberbau erneuert und Eisenbahnüberführungen instandgesetzt.
Vorher und nachher im Vergleich: Die Böschung in Rummenohl ist seit dem Herbst fertig.
Im Juli 2022 haben Fachexpert:innen der DB weitere Flutschäden entdeckt: an der Volmebrücke in Brügge. Die Brücke aus dem Jahr 1885 ist deshalb seitdem für den Zugverkehr gesperrt und muss komplett neu gebaut werden. Die Wassermassen während der Flut hatten einen sogenannten Strömungsabweiser vor dem Mittelpfeiler beschädigt. Seitdem drückt die Volme direkt auf den Pfeiler und hat seine Tragfähigkeit damit entscheidend geschwächt.
Beschädigte Volmebrücke im Einfahrbereich von Brügge
Der Plan sieht vor, die neue Brücke innerhalb eines Jahres – bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 – fertigzustellen. Damit die neue Brücke zukünftig hochwasserresilienter ist, wird sie ohne Mittelpfeiler gebaut. So kann mehr Wasser unter der Brücke durchfließen. Ein modernes Bauverfahren mit Stahlbetonfertigteilen sorgt für eine kurze Bauzeit. Zudem ist kein aufwändiges Planfeststellungsverfahren notwendig. Deshalb hat sich die DB bei der Prüfung verschiedener Bau- und Reparaturvarianten entschieden, keine Hilfsbrücken einzusetzen oder provisorische Reparaturen durchzuführen. Sie hätten zudem weiter Einschränkungen im Verkehr bedeutet und keinen zeitlichen Vorteil für die Fahrgäste gebracht. Die auf der Brücke liegende Weiche sorgt dabei für besondere Komplexität für die Planer:innen.
Derzeit laufen viele wichtige Aufgaben parallel: Die Fachexpert:innen haben die Baugrund- und Hydraulikgutachten bereits abgeschlossen und die notwendigen Vermessungsarbeiten durchgeführt. Um möglichst schnell das Baufeld für die Bauarbeiten vorzubereiten, müssen die Kabel, die neben der Strecke und auf der Brücke liegen, über eine provisorische Brücke über die Volme geführt werden. Auch wenn auf das mehrmonatige Planrechtsverfahren verzichtet werden kann, stimmt sich die DB mit fortschreitender Planung eng mit den zuständigen Behörden ab und holt notwendige Genehmigungen ein.
Für den Bau der neuen Brücke müssen außerdem neue Fundamente für die Widerlager gebaut werden. Das erfordert je nach Gründungsart eine große Baugrube oder tiefe Bohrungen mit Kampfmittelsondierungen links und rechts der Volme. Nach der Gründung und dem Bau der Widerlager legen die Baufachleute die Brücke aus Stahlbeton auf. Eine besondere Herausforderung wird die Wasserhaltung während der Bauzeit.